Wenn du laufen willst, lauf eine Meile. Wenn du ein neues Leben kennenlernen willst, dann lauf Marathon.
– Emil Zátopek
Vom Marathon bin ich sicher noch meilenweit entfernt. Aktuell ist das aber auch noch gar nicht mein Ziel. Mein Ziel ist es eine Stunde am Stück zu laufen. Ja, ich bekenne mich dazu absoluter Laufanfänger zu sein. Und das schon seit längerer Zeit. Ich finde Läufer einfach toll. Zum ersten habe ich großen Respekt vor jedem, der einen Halbmarathon und mehr läuft. Ich hatte 2007 beruflich mit einem Ultra-Marathon-Läufer zu tun, der mich sehr fasziniert hat. Vor solch passionierten Läufern ziehe ich den Hut! Und zum zweiten haben Läufer – und vorallem Läuferinnen – einfach schöne Beine und eine schlanke (leane) Figur.
Aber wie so oft beginnt bei jedem Läufer alles mit dem ersten Schritt. Da kommt keiner drumrum. Mit dem ersten Schritt aus der Tür fängt alles an 🙂
Gestern war für mich endlich mal wieder so ein Tag. Obwohl es nicht besonders warm war, schien die Sonne und schenkte uns eine herrliche Wärme. Und da der Wetterbericht für den Rest der Woche wieder tiefere Temperaturen gemeldet hat, wollte ich die Sonnenstrahlen einfach nur aufsaugen. Also: Laufklamotten an, Hausschlüssel durch den Schnürsenkel gezogen, Laufschuhe geschnürt und Stöpsel ins Ohr. Haustüre auf und einen Schritt raus. Geschafft! Nach einer kleinen Aufwärmphase mit dynamischen Dehnübungen ging’s dann direkt von der Haustüre aus los. Ich muss zugeben, dass ich – was die Bespaßung meiner Ohren angeht – verschiedene Phasen durchlebe. Am allerliebsten höre ich beim Laufen Hörbücher. Zum einen, weil es Spannung aufbaut und somit die Zeit wie im Flug vergeht und zum anderen weil ich dadurch immer noch die Umgebungsgeräusche wahrnehmen kann.
Dann habe ich aber wieder Phasen (die meist über mehrere Wochen oder Monate andauern) und ich gar nichts auf den Ohren gebrauchen kann sondern die Zeit wirklich für meine Gedanken benötige. Um den Tag gedanklich zu sortieren, Probleme zu durchdenken oder um einfach nur bewusst die Naturgeräusche wahrzunehmen. Laufen hat für mich auch eine therapeutische Wirkung. Da bin ich und da ist die Natur. Fertig aus. Wir zwei allein auf der Strecke. Herrlich! Da ist es mir auch völlig egal wie viel oder wie lange ich laufe. Ich bin einfach nur draußen.
Und bei der dritten Phase bin ich aktuell mal wieder angelangt: Musikbeschallung. Entweder ich wähle ich Vorfeld bestimmte Musiktitel aus oder ich überlasse meinem iPod die Wahl und laufe nach „zufälliger Musikreihenfolge“. So auch gestern. Das hat immer einen kleinen Überraschungseffekt, da ich ja nicht weiß was als nächstes kommt. Die Natur um mich rum, nehme ich allerdings immer wahr. Gestern war es einfach wunderschön. Rechts und links umsäumen die hohen Gräser in sattem Grün meien Laufweg, ein Zitronenfalter tänzelt über die Grasspitzen, die Bäume begrüßen mich mit ihren zarten Blümen während mich die Sonne in warmes Licht hüllt. Mittlerweile bin ich auch ziemlich abenteuerlustig geworden, denn ich finde immer neue Wege, die ich dann einfach gehe und mal gucke wohin sie mich bringen. Da kann es auch schonmal vorkommen, dass der Feldweg auf einmal vor einer eingezäunten Wiese endet und man umdrehen muss. Gestern folge ich so einem ungewissen Weg, der mich durch Apfelplantagen leitete und mir gleich zwei neue Querwege zeigte, die ich nächstes Mal ausprobieren werde. Und da ich meist in Heimatnähe laufe, finde ich auch immer wieder zu meiner Haustüre zurück. Bei Waldläufen bin ich da weniger experiementierfreudig und folge brav den ausgeschilderten Laufstrecken 🙂
Blühende Rapsfelder liegen auf meiner Laufstrecke. Rainer Sturm / pixelio.de |
Mittlerweile habe ich auch (ENDLICH!) die Laufhandicaps alle überwunden. Ich dachte immer, dass ich einfach nicht der geborene Läufer bin und die wirklichen nur die sind, die schon in der Schule mit Vorliebe die 800 Meter gelaufen sind. Heute weiß ich, dass jeder ein Läufer sein kann. Das muss ja nicht gleichzeitig bedeuten, dass jeder einen Marathon laufen sollte. Wie sich das Laufen definiert, hat jeder Läufer selbst in der Hand und kann sich natürlich auch von Zeit zu Zeit neu definieren. Aktuell ist mein Zeil einfach die Stunde zu laufen bzw. 10 Kilometer zu schaffen. Und zwar mit Freude und nicht mit Qual. Und ich gebe ganz offen und ehrlich zu, dass es bei mir zwei Frühjahre/Sommer gedauert hat, bis ich endlich Freude empfunden habe oder zumindest keinen Groll mehr. Lange war es für mich einfach nur frustrierend, weil ich zu wenig Kondition hatte. Aber ich kann jedem Anfänger versichern, dass es wirklich irgendwann zu Ende ist. Einen ganz tollen Bericht über die Hindernisse, die Laufanfänger überwinden können, hat das Blogger-Team von bevegt geschrieben (genauer gesagt eine ganze Serie vom Anfang des Laufens bis zur richtigen Ernährung für Läufer). Den Bericht findet ihr hier. Als ich das gelesen hatte, gingen mir so ziemlich viele Lichter auf und ich kann nur sagen, dass Katrin und Daniel absolut Recht behalten. Denn auch ich habe jeden Spätherbst und Winter mit dem Laufen ausgesetzt und bin erst wieder im kommenden Frühjahr gestartet (wollte dem Laufen immer wieder eine Chance geben) und man fängt wirklich nicht mehr ganz von vorne an. Ich kann jedem diesen Blogpost der beiden nur ans Herz legen (und den Rest des Blogs natürlich auch).
Am eigenen Leib habe ich auch erfahren, wie hilfreich es ist sich an Lauftagen gut zu ernähren (natürlich ist es erstrebenswert sich täglich gut zu ernähren, aber an Lauftagen macht sich schlechte Ernährung zumindest bei mir gleich bemerkbar, da ich weniger Leistung bringen kann). Sprich genügend Flüssigkeit zu trinken und ausgewogen zu essen – natürlich mit mehrstündigem Abstand zum Lauf. Ich habe für mich festgestellt, dass ich ein kleiner „Bananenläufer“ bin. Wenn ich 30-45 Minuten vor dem Lauf noch eine kleine Banane esse, laufe ich unbeschwerter. Aber Achtung! Jeder Körper ist anders und es gibt Personen, denen selbst eine Banane vor dem Lauf auf den Magen schlägt und sie sich mit Übelkeit durch den Lauf quälen. Andere lieben eine handvoll Nüsse kurz vorher. Das sollte jeder für sich ausprobieren und auf die innere Stimme hören (ja! Die sagt auch was wenn man still ist und auf sie hören will! haha).
Jedem Laufmuffel – zu denen ich ganz lange gezählt habe – kann ich nur raten dem Laufen eine Chance zu geben. Sport in der Natur ist nicht nur eine Wohltat für den Körper, sondern auch für den Geist und die Seele. Denn auch mit kleinen Schritten kommt man an sein eigens gestecktes Ziel!
feiner text! weiter so! irgendwann sinds 15k und dann sinds 25k …und und und
Danke Daniel! Bin mal gespannt ob es wirklich irgendwann 25k sind. Aber wie gesagt, irgendwo muss man ja mal anfangen 🙂
Hallo 🙂
Ganz toller Blog, ich mag deine Art zu schreiben.
Und was du da über’s Laufen schreibst – ich weiß genau, was du meinst.
Liebe Grüße!
Hallo Sarah,
danke für das nette Komplimente…das geht runter wie Öl 🙂 Und inspiriert mich natürlich dazu auch weiterzumachen. Freut mich, wenn Dir mein Schreibstil gefällt und Du oft zum Lesen vorbeischaust 🙂
Oh Wahnsinn! Dann gibt es für mich noch Hoffnung. Ich habe letztes Jahr angefangen zu laufen. Nach dem berufbegleitenden Studium. Jeden zweiten Morgen im Sommer direkt nach dem Aufstehen. Das war so großartig! Über den Winter bin ich dann nicht mehr gelaufen, aber jetzt fange ich wieder an. Ich mag laufen zwar jetzt schon gern, aber mir fehlt die „Sucht“ dahinter noch ein bisschen. Da wünsche ich mir, dass es noch klick bei mir macht.
Ich habe dich jetzt übrigens auch in meiner Blogroll verlinkt. 🙂
Liebe Kristin, die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Ich dachte auch immer „wann laufen meine Beine denn jetzt von selbst“ und „warum stellt sich das Runners High bei mir nicht ein“? So ein wirkliches Runners High habe ich immer noch nicht (kommt aber noch) aber es ist keine Qual mehr. Und es wird immer besser! Danke für die Verlinkung! Und frohes Laufen 🙂
„Ich habe für mich festgestellt, dass ich ein kleiner „Bananenläufer“ bin. Wenn ich 30-45 Minuten vor dem Lauf noch eine kleine Banane esse, laufe ich unbeschwerter.“
Hey da haben wir was gemeinsam – Bananen sind großartig 🙂
Ich komme im Moment so gegen 20 Uhr mit knurrendem Magen nach hause, mach mir dann einen Bananen-Dattel-Smoothie und stehe 15 Minuten später in den Laufschuhen – das klappt perfekt für mich: ich hab dann weder Hunger noch liegt mir der Smoothie schwer im Magen.
Aber du hast recht: man muss experimentieren und seine eigenen Erfahrungen sammeln. Die richtige Ernährung vor dem Laufen ist eine kleine Kunst 🙂
Ach, das ist so schön, dass dir das Laufen jetzt mehr und mehr Spaß macht!
Ich liebe das Laufen ja selber – auch wenn natürlich nicht jeder Lauf toll und einfach ist. Trotzdem hat Laufen für mich was Magisches und es besticht durch seine Einfachheit.
Den Begriff „Bananenläufer“ find ich super und ich zähle mich auch dazu. Banane ist bei mir immer im Spiel, wenn ich vor dem Sport was esse, entweder pur (ganz kurz vor dem Sport), mit Joghurt (bis zu 1 Stunde vor dem Sport) oder mit Nussbutter auf einem Brot (bis zu 2 Stunden vor dem Sport). Banane ist einfach super!