Die Stimme des Herzens

Wir können jeden Tag unser Leben gestalten – durch unsere Worte, Gedanken und Handlungen.

– Robert Betz

 

Die Stimme des Herzens: kennst Du sie oder klingt das völlig esoterisch für Dich? Hätte man mir diese Frage vor fünf Jahre gestellt, hätte ich geantwortet: „So was wie Bauchgefühl? Ja klar, das kenne ich“. Hätte die zweite Frage gelautet „kannst du sie hören“ hätte ich – wenn ich ehrlich mit mir gewesen wäre – „nein“ geantwortet. Natürlich habe ich schon immer vom Bauchgefühl gehört. Ich wurde aber auch als Kind der Achtziger noch nicht nach dem Grundsatz „Kind, höre auf Dein Bauchgefühl“ erzogen. Auch bei mir galten Sätze wie „sei fleißig“, „sei nicht unhöflich“, „sei brav“, „verhalte Dich wie ein liebes Mädchen“, oder „schaff‘ was“. Letzteres wohl nicht nur typisch für eine schwäbische Erziehung. Der Stimme meines Herzens wollte ich definitiv schon immer folgen, das Konzept war für mich stimmig, aber mit den Jahrzehnten, in denen ich meinen Kopf eingesetzt habe, bei denen ich ausgewählt habe wie ich mir mein Leben vorstelle, da war doch ganz klar der Verstand und damit der Kopf federführend, aber nicht das Herz. Und bei Dir war es sicher ganz genauso. Viele wählen sich ihren Studiumsschwerpunkt nach dem möglichen Verdienst nach der Diplomierung aus. Im Idealfall ist es etwas, was einem Spaß macht. Doch oft schlägt man zuerst einen Weg ein, weil es der Wunsch der Eltern war, weil es im aktuellen Jobranking gut gewertet war oder weil man gar keine Ahnung hat was man mit seinem Leben machen möchte. Und faul rumsitzen war schließlich nicht, denn die Aufgabe hieß „mach was aus Deinem Leben, Kind“. Kennt ihr, oder?!

 

Die Stimme des Herzens

Woran erkennt man denn bitteschön die Stimme des Herzens? Gestern habe ich mit Euch auf meiner Facebook Seite ein Video geteilt, was der Anstoß für diesen heutigen Post war. Es geht darum seine Berufung zu leben und der Stimme des Herzens zu folgen. Ich finde das klingt total logisch. Möchte ja auch jeder: das tun, was seine Berufung ist! Klingt nicht nur logisch, ist es auch laut Betz, wenn man verstanden hat, was der Kopf für einen regelt und wo das Herz ins Spiel kommt. Robert Betz beantwortet darin ganz klar: man erkennt die Stimme des Herzens an dem, was einem Freude bereitet. Jedes Mal, wenn man etwas tut und einen das mit Freude erfüllt, dann sollte man das möglichst oft tun. Denn es ist unsere psychische Nahrung. Sie hält uns vital und aktiv. Und sie trainiert uns, unsere Herzstimme wahrzunehmen. Denn unser Herz hat einen Plan für uns und wenn wir uns vom Herzen führen lassen, die Wege gehen, die sich gut anfühlen, dann zeigt es uns die Richtung. Nicht den kompletten Weg bis zum Ende, aber eine Richtung, die wir Schritt für Schritt zu unserem Weg machen und an ein Ziel kommen, das noch gar nicht in unserer Vorstellungskraft liegt…

 

Die Stimme des Herzens – warum hören wir sie nicht?

Ich weiß für mich, dass ich meine Stimme des Herzens lange nicht gehört habe, denn ich habe sie verstummen lassen. Ich war angetrieben von Anerkennung, Leistung und Perfektionismus. Wahrscheinlich hat sie in mir immer noch ab und an versucht sich bemerkbar zu machen, doch wenn andere Geräusche und Stimmen lauter sind, dann gehen die leisen Stimmen unter. So wie in der U-Bahn. Wenn man selbst am Fenster sitzt, der Sitznachbar augenscheinlich zum Beat aus seinen Kopfhörern auf der Armlehne rumtrommelt, der Gegenüber mit der Tageszeitung raschelt und man gequält versucht der Freundin zuzuhören, die im Gang steht und erzählt wie denn nun das Date gestern Abend lief. In genau dem Moment versuchen wir in höchster Konzentration die anderen Geräusche so gut wie nur möglich zu unterdrücken, damit wir den Worten der Freundin lauschen können. Das kann ganz schön schwer sein. Und: das klappt natürlich nur so gut, weil wir ja wissen, dass die Freundin da steht und uns etwas flüstern wird, das uns brennend interessiert. Sozusagen ein Zuhören mit Ankündigung.

Unsere Stimme des Herzens betätigt leider keinen innerlichen Buzzer um uns anzukündigen, dass sie nun was zu sagen hat und wir die Lauscher aufsperren sollen. Wäre aber toll, oder? So eine Sirene mit kleiner Vibration und einer visuellen Ankündigung wie einem Sirenenleuchten. Wobei… eine gewisse Vorankündigung gibt es, allerdings ohne Buzzer, der uns aufschrecken lässt. Der Buzzer ist viel mehr unser Stimmigkeitsbarometer, wie es Robert so treffend benennt. Und nein, ich habe mich nicht vertippt. Wir sprechen hier nicht von einem Stimmungsbarometer sondern einem Stimmigkeitsbarometer. Laut einigen Studien treffen wir am Tag bis zu 20.000 Entscheidungen. Das sind ganz oft sehr kleine, aber auch gewichtige Entscheidungen. Das fängt schon damit an welches Outfit wir auswählen, zu welchen Schuhen wir greifen, welchen Weg wir zur Arbeit nehmen und ob wir den Teebeutel auf der rechten oder linken Seite der Untertasse platzieren. All diese Entscheidungen treffen wir meist intuitiv. Manche auch ganz bewusst, weil wir zum Beispiel einen großen Businesstermin haben und deshalb den Hosenanzug wählen. Eigentlich ganz banal, oder? Doch bei jeder Entscheidung schickt uns unser Innerstes ein Gefühl der Stimmigkeit oder der Unstimmigkeit. Und auch das kennst Du, nämlich immer dann, wenn sich etwas nicht „rund“ anfühlt. Und aus Mangel der Zeit, aus Pflichtgefühl oder weil wir uns selbst irgendwann mal untersagt haben Entscheidungen rückgängig zu machen, machen wir es dann dennoch, auch wenn es sich nicht rund anfühlt. Denn nur weil es sich im Körper irgendwie nicht stimmig anfühlt, was sich oft durch Schwere, Druck, Unwohlsein, Bauchziepen oder ein nervöses Augenlid bemerkbar macht (und Du weißt genau was es bei Dir ist, jeder hat da so sein eigenes Ding) kann es im Kopf total stimmig sein. Doch bei der Stimme des Herzens geht es null um den Kopf. Der Verstand ist hierbei nicht gefragt. In Büchern, die sich mit diesem Thema beschäftigen, wird ganz oft das Wort „Ego“ für den Verstand verwendet. Was Du also ganz gezielt tun kannst, ist Dir bei einigen Deiner täglichen Entscheidungen zu überlegen, sobald die Antwort da ist, ob sich das stimmig anfühlt oder nicht. Wenn nicht, ist das immer ein Zeichen, dass es mit dem Herz nicht übereinstimmt. Wie mit vielem im Leben ist das eine wunderbare Übung. Einfach mal heute bei 3-5 Entscheidungen kurz reinspüren ob es sich stimmig anfühlt und wenn nicht, dann noch einmal kurz reinhören (nicht überlegen) was dann stimmig wäre. Denn denk daran: dein Herz kennt den Weg und ist Dein bester Wegweiser!

Unsere Stimme des Herzens wird mit der Zeit immer deutlicher, lauter und klarer wenn wir ihr Zeit zum Entwickeln geben. Wenn wir es geschafft haben über einen längeren Zeitraum das Zepter dem Kopf zu übergeben, dann braucht es etwas Zeit um dieses wieder zurückzuerobern. Um die Herzstimme gut zu hören, braucht es im drumrum Ruhe. Oder besser gesagt Stille. Das heißt keinesfalls, dass Du ab sofort drei Stunden am Tag meditieren musst, damit Du Deine Stimme des Herzens hörst. Wenn das jedoch für Dich stimmig ist, dann gerne. Auch hier geht es wieder darum „was ist stimmig für Dich?“, „was bereitet Dir Freude?“, „was passt zu Dir?“. Ich liebe es beispielsweise einfach in der Natur zu sein. Eine halbe Stunde an der frischen Luft in den Weinbergen oder im Wald spazierend, versetzt mich in einen innerlichen Ruhezustand. In das Gefühl der Entspannung. Und sobald das erreicht ist, kommen mir gute Idee, Gedanken und ganz oft auch ein Impuls, was nun zu tun ist. Zum Beispiel in einen anderen Feldweg einzubiegen, was mir – meinem Verstand – zu dem Moment gar nicht als schlüssig erscheint. Denn mein Kopf kann nicht wissen was mich Besonderes auf diesem Weg erwarten wird. Daher nicht zu viel darüber nachdenken, sondern sich täglich eine halbe Stunde Ruhe mit sich alleine gönnen. Oder andere Personen um einen rum, ohne jegliche Ablenkung. Nur Du allein.

 

Die Stimme des Herzens – das böse Wörtchen „eigentlich“

Vor einigen Jahren gehörte das Wort „eigentlich“ zu einem meiner meist genutzten Wörter. Nichtsahnend was es mit dem Wörtchen eigentlich auf sich hat. Sobald sich dieses Wort bei Dir einschleicht und aus Deinem Mund kommt, halte mal kurz inne. Denn alles was „eigentlich“ ist, ist der direkte Ausschlag auf Deinem Stimmigkeitsbarometer. Denn nichts ist unstimmiger als „eigentlich“. Wenn Du das Wort „eigentlich“ benutzt, dann nehme den gleichen Satz noch einmal und nimm das „eigentlich“ weg. Denselben Satz! Et voilá, und schon hast Du einen Satz, der stimmt wie er jetzt ist. „Eigentlich“ vertuscht so ein bisschen den Klang der Stimme des Herzens, also: weg damit!

 

Kurz und knapp gibt es für mich also diese 3 Schritte zur Stimme des Herzens als kleine Übung für Dich und mich!

Stimme des Herzens (3)

 

Nach diesem Video und dem Zusammenfassen all dessen und meiner Einsichten zu dem Thema für Euch (und mich) bin ich nun Feuer und Flamme. Ich sage ganz laut und deutlich: „Stimme meines Herzens, ich bin bereit Dich zu hören und Dir zu folgen. Denn ich weiß, Du meinst es gut mit mir und hast einen Plan, den es besser für mich nicht geben könnte“.

 

P.S.: Wenn ihr das Video mit Robert Betz anschauen möchtet, findet ihr es hier.

 

 

4 thoughts on “Die Stimme des Herzens

  1. Sue, tolle Denkanstöße. Hättest Du mir vor 5 Jahren gesagt „Verbring Zeit mit Dir und genieße die innerliche Ruhe“ hätte ich Dir einen Vogel gezeigt. Es gab ja so viel zu tun und das meiste musste perfekt erledigt werden. Heute denke ich einfach nur: JA! JA! JA! Drück Dich, Roomie.

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